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Ich erinnere mich an einen Mann, der schon im Becken hockte, als ich mit einem Freund dort ankam. Er hatte das Gesicht der Sonne zugewandt und hielt beide Hände nach oben. Nie kamen sie mit dem Wasser in Berührung, das schien seine größte Sorge. Ein anderer Mann saß am Rand des Beckens, angezogen, rauchte, hielt sein Handy bereit und beobachtete immer wieder den Mann im Wasser. Ab und zu stand er auf, um ungeduldig die Becken zu umrunden. Der andere blieb ungerührt sitzen, die Hände mit den langen Fingern erhoben. Der Freund und ich lachten und tauschten Vermutungen aus. Uns waren inzwischen die Fingerkuppen zusammengeschrumpft, wir würden bald den warmen Sud verlassen müssen.

»Das ist ein Pianist.«, flüsterte der Freund. »Heute Abend hat er ein Konzert und muss die Hände schonen. Sein Chauffeur wartet.«

»Quatsch, er ist auf Freigang«, mutmaßte ich, »und er will das möglichst lange ausnützen.«

»Ja, ein Mörder«, flippte der Freund aus, »er hat Blut an den Händen und genießt das, will nie wieder die Hände waschen.« Wir prusteten los, der Chauffeur oder Wärter sah uns misstrauisch an, während der Pianist oder Mörder weiter so tat, als wäre er allein im Becken und auf der Welt sowieso. Wir trödelten, wir warteten, aber nichts änderte sich an der Situation, bis wir aufgaben und das ungleiche Paar verließen.

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