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Du sollst nicht lügen

Mittwoch, 30. August

Vor fünf Minuten hatten Hauptkommissar Hagenkötter und seine Mitarbeiterin Tina Meisel ihr Büro verlassen und waren unterwegs zum Heinrichsdamm 32. Das Erzbistum hatte sie zum erbetenen Gespräch ins Bistumshaus St. Otto eingeladen, in das Gebäude, wo einst die Priesterseminare des Erzbistums abgehalten worden waren. Am Domplatz selbst stünden gerade keine freien Besprechungsräume zur Verfügung, hatte man ihnen am Telefon gesagt. „Wer’s glaubt, wird selig“, raunzte Hagenkötter jetzt und zupfte an seinem Schnauzer, „die zeigen uns damit nur, welche Sympathien sie für uns haben.“

Vor 89 Jahren, am Festtag des heiligen Kaisers Heinrich, dem 13. Juli, war das neue Seminargebäude eingeweiht worden – nach mehr als 70 Jahren Generalsanierung – und diente heute hauptsächlich der Unterbringung zweier Hauptabteilungen des Erzbischöflichen Ordinariats und weiterer diözesaner Einrichtungen.

Pünktlich um 14 Uhr trafen die Ermittler im Gruppenraum 4 ein. An den Wänden hingen Bilder von Papst Franziskus, dem ehemaligen Papst Benedikt und von früheren Bischöfen des Erzbistums. Die Beamten wurden bereits erwartet. Ein Mitarbeiter der erzbischöflichen Pressestelle, der sich selbst vom Domplatz 2 herüber bemüht hatte, begrüßte sie und stellte seine Kollegen und Kolleginnen vor. Frau Doris Haberkamm aus der Abteilung Polizeiseelsorge, einen Herrn Dr. Sowieso aus der Rechtsabteilung, Marke „Weltliches Recht“, und einen hochrangigen Mitarbeiter aus dem Generalvikariat. Sie schienen alle sehr desinteressiert, fand Tina. Jedenfalls sahen sie deutlich gelangweilt aus.

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