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Die Fliesen auf dem Boden und der Brüstung glänzten feucht vom Regen. Wie in der Nacht von Onkel Ludwigs Sturz, dachte Leo. Sie beugte sich über den Rand, sah hinab in den Hof und versuchte, die Höhe abzuschätzen. Drei Stockwerke. Fünfzehn Meter, vielleicht auch etwas mehr. Nicht überwältigend hoch, wenn man von unten hinauf sah, aber brutal tief, wenn man hinunterstürzte.

Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch. Dann sah sie sich |54|die Wände an den Enden der Terrasse genauer an. Rechter Hand befand sich eine Dachgaube mit dem Schlafzimmerfenster. Auf der linken Seite gab es eine zweite Gaube, die vom Bad abführte. Was Paul Ostermann als Sims bezeichnet hatte, war vermutlich das spitze Gaubendach. Wenn Leo sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie das obere Ende gerade eben erreichen.

Niemand in ihrer Familie war besonders groß gewesen, Onkel Ludwig auch nicht. Aber er war nicht so klein wie sie. Er hätte nicht unbedingt auf die Brüstung steigen müssen, um den verdammten Raben zu fangen. Warum hatte er nur so einen Blödsinn gemacht? Weil er betrunken war? Konnte ein Betrunkener wirklich so schnell klettern, dass es unmöglich war, ihn zurückzuhalten?

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