Читать книгу Die heimliche Geliebte. Ein Wilhelm-Busch-Krimi онлайн
74 страница из 115
Noch etwas beschäftigte sie. Paul Ostermann hatte erzählt, dass Ludwig Heller verreist war. Leo wusste, dass ihr Onkel es gehasst hatte, ohne Not den Aufenthaltsort zu wechseln. Er verabscheute Züge, Koffer und Hotels. Wo war er gewesen?
***
|55|Wiedensahl, den 20 ten Mai 1853
Ich bin so in Sorge! Keine Nachricht mehr, seit Wilhelm nach Antwerpen gereist ist, um an der Königlichen Akademie der Künste zu studieren. Bald ein Jahr ist vergangen, und nun höre ich das Gerücht, er sei an Typhus erkrankt. Ich bete, es möge nur dummes Geschwätz sein. Den Waschweibern gefällt es, mich in Aufregung zu sehen.
Ach, es ist ein Fluch, ein Weib zu sein! Wäre ich ein Mannsbild, könnte ich unbehelligt durch die Welt reisen, müßte nicht zu Hause sitzen und auf Nachricht von draußen warten! Es macht mich wahnsinnig, Wilhelm in der fremden Stadt zu wissen, Krankheit hin oder her. Die niederländischen Mädchen seien drall und lebenslustig, heißt es, und fänden Gefallen daran, abends auf den Straßen zu flanieren. Ich frage mich, was er jetzt gerade treibt.