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»Keene Angst, meine Kleene, bei mir jibtet nur Rohkost heute.« Obwohl sich die Versorgungslage der Berliner Bevölkerung schon entscheidend verbessert hatte, schwor Ilse Breitenstein noch immer auf die Rezepte der Nachkriegszeit, denn: »Jesünda kannste ja nich leben.« Heute hatte sie für ihre Schwester Erbsenbratlinge aufgehoben. »125 Gramm Erbsen, fünf Viertelliter Wasser, drei gekochte und geriebene Kartoffeln, drei Esslöffel Semmelmehl, Salz, Thymian. Erbsen zu dickem Brei kochen, durch ein Sieb rühren, mit allen Zutaten mischen, flache Buletten daraus formen und backen. Fertig. Und schmeckt! Gleich kannste präpeln.«

Gerade hatte Dorothea Merten zu essen begonnen, da schrillte die Klingel, und Margot erschien. Ihre Lieblingscousine wohnte in Rudow bei Berlin, wie Ilse immer sagte, und so kam ihr Besuch völlig überraschend. Welcher Wind sie denn nach Weißensee geweht habe?

»Die Liebe wieder mal.« Margot hatte am Wochenende beim Tanzen im Seecasino draußen in Rangsdorf einen Mann kennengelernt, der gleich nebenan in der Gustav-Adolf-Straße wohnte. »Der hat ein Auge auf mich geworfen … dieses hier …« Zum Entsetzen ihrer beiden Cousinen holte sie ein Auge aus ihrer Handtasche und legte es neben Dorotheas Teller. »Schreit doch nicht so, ist doch nur ’n Glasauge. Hans war früher bei IG Farben und verdient sein Geld jetzt als Vertreter für Glasaugen – selber hat er aber keines.«

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