Читать книгу Der kalte Engel. Roman. Doku-Krimi aus dem Berlin der Nachkriegszeit онлайн
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Hertha Stöhr war 62 Jahre alt und Kriegerwitwe. Wegen ihres Asthmas war sie frühzeitig in Rente gegangen. Sie hatte ein Leben lang bei der AEG gearbeitet, zuletzt als Stenokontoristin. Dort war sie sehr beliebt gewesen und wurde noch immer zur Weihnachtsfeier eingeladen. Wie heute auch. Deshalb war sie so spät noch unterwegs.
Sie wohnte im Hause Kantstraße 154a, das war auf der südlichen Seite der Straße, fast an der Ecke Fasanenstraße, ganz in der Nähe der zerstörten Synagoge und schräg gegenüber vom Delphi-Kino und dem Theater des Westens. Eine gutbürgerliche, zuweilen schon noble Gegend war das, und sie hatten sich das leisten können, weil ihr Mann als Bankbeamter nicht schlecht verdient hatte. Wenn auch vier Treppen hoch, wo die Miete etwas günstiger war. Aber immerhin. Dreieinhalb Zimmer, Küche und Bad. Ihre Mutter war am Bayerischen Platz ausgebombt worden und wohnte nun bei ihr. Im früheren Herrenzimmer. Im halben Zimmer schlief sie, und das große Wohnzimmer teilten sie sich. Das ehemalige Schlafzimmer konnte sie vermieten. So kam man ganz gut über die Runden.