Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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Der Sekretär bedeutete Edgar Wank, noch einen Moment zu warten. »Herr Doktor Richter hat gerade ein dringendes fernmündliches Gespräch mit dem Landgericht.«
»Soll ich in einer Viertelstunde wiederkommen?«, fragte Wank. Für das Königliche Landgericht zu Leipzig fungierte die Leipziger Zeitung als Amtsblatt. Das Gespräch konnte sich länger hinziehen.
»Nein, auf keinen Fall soll ich Sie wieder gehen lassen, schärfte mir der Herr Redaktionsdirektor ein. Bitte gedulden Sie sich etwas, Herr Wank!«
Wank überlegte, was er mit der plötzlich gewonnenen Zeit anfangen solle. Doktor Richters Vorzimmer lud nicht gerade zum Entspannen ein. Vor den Wänden standen Bücherregale, die bis zur Zimmerdecke reichten. Sämtliche Jahrgänge der Leipziger Zeitung thronten in dunklen Ledereinbänden neben Richters Tür. Drumherum reihten sich Enzyklopädien, Gesetzbücher, Erlasse und Verordnungen. Beinahe verstohlen wies die Goethe-Schiller-Gesamtausgabe darauf hin, dass hier der Geist herrschte. Die Bände standen so akkurat nebeneinander, als käme gleich König Friedrich August III. aus Dresden des Weges, um die Parade abzunehmen. Nein, die Bücher luden nicht zur Lektüre ein, sie schüchterten Wank eher ein.