Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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Wieder am Schreibtisch, nahm er einen weiteren Schluck, griff zur Feder und begann zu schreiben: Lieber Hanno, mein Bruderherz … Die Feder in seiner Hand wurde immer schwerer. Kutscher malte sich aus, dass sein Bruder schon beim Lesen der ersten Worte ahnte, warum er ihn anschrieb. Vermutlich würde Hanno sein Ich-hab’s-doch-immer-gewusst-Grinsen schon aufsetzen, wenn er den Absender auf dem Briefumschlag las. Insgeheim verfluchte Kutscher seine Großmäuligkeit, mit der er nach dem Erhalt seines ersten Honorars für einen Detektivroman der Familie verkündet hatte, dass er nun auf eigenen Beinen stehe und Zuschüsse aus den Erlösen der väterlichen Chemiefabrik nicht mehr nötig habe. Denn seitdem musste er alle paar Monate einen Bettelbrief verfassen.
Er nahm noch einen Schluck Bier, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Was für eine Wohltat! Wie leicht alles wurde! Die Worte schlichen durch seinen Kopf, auf leisen Pfoten, wie eine Katze zum Fressnapf. Da war es plötzlich – das Gedicht. Kutscher sprang auf und riss ein Blatt aus der Schublade. Hastig klierte er darauf die Worte: