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17.12 Uhr
Mist. Als Müller sollte ihm das nicht passieren. Nun war er schon als Jäger unterwegs und hatte trotzdem nicht aufgepasst. Weil er gleichzeitig auf die Straße und in seinen Computer auf dem Beifahrersitz schauen musste. Da entgingen einem die Details: Hatte da eben die Tür zu Steenbergens Haus offen gestanden oder nicht? War jemand hineingegangen? Oder herausgekommen? Wenn doch nur der Regen nicht alles auf der Scheibe verwischte! Müller blickte zurück, sah ein stilles Haus zwischen anderen stillen Häusern und glaubte an eine Täuschung. Seine Nerven waren überreizt. In dem Haus konnte doch gar niemand sein. Die Lichter waren aus, und es stand weit und breit kein Auto davor.
* * *
Sobald man den Vorraum passiert hatte, wirkte das Reihenhäuschen hell und groß, vermutlich deshalb, dachte Richard, weil Steenbergen den Stil der Zwanziger Jahre begriffen hatte. Beginnende Moderne, das bedeutete große Fenster, Einbaumöbel und unverstellte Räume. Voll widerwilliger Bewunderung sah er sich um. Schlichtheit war kein einfaches Lebenskonzept. Es war weit leichter, ein Bild aufzuhängen, als die Leere einer Wand zu ertragen. Richard selbst hatte das nie geschafft. Steenbergen jedoch schon: Sein Erdgeschoss war ein einziger weiter Raum, Küche, Wohnzimmer und Essplatz in einem, nirgends wurde der Blick unnötig aufgehalten, er konnte frei schweifen und wurde höchstens durch den Wintergarten hinaus in dunstiges Grün gezogen. Richard seufzte. Plötzlich sah er seine eigene große Gestalt schemenhaft in einem der Fenster des Wintergartens gespiegelt und straffte unwillkürlich seine Haltung. Er selbst schleppte immer so viel Ballast mit sich herum, dass er sogar dann gebeugt wirkte, wenn er einfach nur dastand und schaute. Ja sogar, wenn er sich absichtlich gerade hinstellte. Richard hob das Kinn und spannte die Schultern an und ballte seine Fäuste. Nun sah er aus wie ein dicklicher Jeff Goldblum. Ohne Locken. Es war hoffnungslos. Er ging ins Obergeschoss.