Читать книгу Müllers Morde онлайн
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Das Schlafzimmer barg keine Überraschung: Satinbettwäsche und ein begehbarer Kleiderschrank, nicht ordentlich, nicht wirklich groß, aber wieder mit diesem umwerfenden Eindruck von Weite. Daneben lag ein nicht ganz so weiter Raum mit einem rosa Himmelbett und gründlich aufgeräumten Schränken. Dies war ein konserviertes Kinderzimmer. Zur Südseite hin prangte dann offen das Büro, in dem Bücher und Papiere einfach der Wand entlang aufgestapelt waren, was kreativ aussah und außerdem für ein konzentriertes Arbeiten sprach. Es war der Werkraum eines intensiv denkenden Menschen, das Herz des Hauses, gewissermaßen, und dort herumzustöbern widerstrebte Richard besonders. Er würde es müssen, klar: Im Büro, in den Papieren war Steenbergen sicher noch am lebendigsten. Doch all das durchzusehen und zu verstehen würde Jahre dauern. Dann lieber ins Bad. Doch neben der halb geöffneten Badezimmertür fand Richard eine Nische, die spannender war als jede noch so sorgsam erhaltene Zwanziger-Jahre-Wanne. Vielleicht sogar interessanter als die Papiere im Büro: Die kleine Nische enthielt einen Treppenaufgang. Er war eng, dunkel und so niedrig, dass Richard sich bücken musste, um die erste Stufe zu nehmen. Lichtschalter gab es auch keinen. So tastete er sich in der Finsternis nach oben und um einen schmalen Viertelwendel herum, an dessen Ende er eine Tür fand, die beim Öffnen knarrte. Dahinter war es hell. Richard blickte direkt auf ein schmales Dachfenster, das fing Regentropfen auf, was irgendwie heimelig wirkte. Doch unter dem Fenster war schon wieder Schluss mit der Gemütlichkeit, da schien ein wilder Garten zu wuchern, ein Geflecht aus riesigen, dornigen, sturmzerzausten Rosen auf schwarzviolettem Grund. Rot flammten die riesigen Blüten aus einer alles bedeckenden Tapete hervor, rankten über die schrägen Wände und sahen in der Masse irgendwie hungrig aus, eine Menge roter Münder, die gleichzeitig schrien und geiferten. Es war verdammt voll in diesem Räumchen auf dem Dachboden des Steenbergen-Hauses, das sonst so überzeugend die Weite zelebrierte. Richard ging in die Hocke.