Читать книгу Kaltfront. Der 24. Kappe-Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1956) онлайн
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Und sie selbst? Warum schoss jemand auf sie? Sie hatte doch getan, was sie wollten. Vielleicht waren sie es auch gar nicht gewesen. Aber wer sonst sollte so etwas tun?
Sie dachte an Ursula, ihre kleine Schwester Ursula. Die gehörte zu denen, die in den Zeitungen der Zone KgU-Banditen genannt wurden. KgU stand für «Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit» – eine von den Amerikanern unterstützte West-Berliner Organisation, die in der Zone den Widerstand gegen die SED unterstützte. In der Berliner Zeitung war Ursula als gewissenlos und frech beschrieben worden, als Seelenverkäuferin, die nicht menschlich denke und fühle, als Agentin der KgU-Verbrecherzentrale, die Namen und Adressen von Mitarbeitern volkseigener Betriebe an den Westen verkauft haben solle. Ida erinnerte sich genau an die Sätze, hatte sie immer und immer wieder gelesen.
Ungerührt bekannte die Berkowitz auf die Frage des Gerichtsvorsitzenden, ob sie den Hauptagenten Latschetschek – mit dem sie schlief, als ihr Mann im Krankenhaus lag – nach dem Wofür gefragt habe: «Er sagte mir, dass es für die Ernst-Ring-Straße sei.» Vorsitzender: «Wussten Sie, was da ist?» Angeklagte: «Ja, ich wusste aus Unterhaltungen, dass dort die KgU-Zentrale ist. Ich wusste, dass man es für Spionagezwecke haben wollte.»