Читать книгу Kaltfront. Der 24. Kappe-Fall. Kriminalroman (Es geschah in Berlin 1956) онлайн
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Lenchen war meist in sich gekehrt und ertrug es nicht, wenn man ihr zu nahe kam. Sie überfielen dann regelrechte Tobsuchtsanfälle, bei denen sie nicht mehr zu wissen schien, was sie tat. Ida hatte sich mehr als einmal gefragt, ob sich die Umstände der Zeugung eines Kindes vom Moment der ersten Teilung der Eizelle an in der Seele eines Fötus festsetzen konnten. Aber sie wusste, dass das Unsinn war.
Nein, es war nicht immer einfach gewesen mit Lenchen. Dennoch hatte sie ihre Nichte so gut es ging selbst unterrichtet und sie, wann immer es ihr möglich gewesen war, nach draußen gebracht und ihr die Welt außerhalb der Wohnung gezeigt. Seltsamerweise hatte es Lenchen in den ersten Jahren nicht viel ausgemacht, die meiste Zeit ihres Lebens drinnen zu verbringen. Doch das hatte sich inzwischen vollkommen geändert.
Vielleicht lagen ihre zunehmenden Probleme mit dem Kind auch daran, dass Lenchen langsam zu begreifen begann, dass bei ihr einiges anders war als bei anderen Kindern. Sie stellte Fragen. Aber Lenchen war doch erst elf Jahre alt! Was hätte sie ihr antworten sollen? Ida spürte, dass ihre Nichte ihr nicht mehr vertraute. Sie wurde zunehmend verstockter, und inzwischen verschwand sie einfach immer wieder tagelang. Ida hatte den Verdacht, dass sie stahl. Sie hatte Lenchen vorsichtig darauf angesprochen. Doch diese hatte äußerst aggressiv auf ihre Vorhaltungen reagiert und war dann wieder einmal einfach abgehauen.