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Kommissar Kalteis bat den Amtsleiter um eine Auflistung aller Fälle, die in den letzten drei Jahren von Hieminger überprüft worden waren. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Hieminger durch seine rüde Art, mit der er seine Opfer bedrängt hatte, nun selbst zum Opfer eines dieser Opfer geworden war. Irgendeiner der Geschädigten musste so einen Hass auf ihn empfunden haben, dass er ihn kurzerhand vom Leben in den Tod befördert hatte.

Überhaupt erschien vieles an diesem Fall Reinhart Kalteis, dem Chef der Ermittlung, merkwürdig. Warum war der Tote nackt? Was wollte der Täter damit aussagen? Hatte auch ihm Hieminger „das letzte Hemd ausgezogen“? War der Täter vielleicht durch seine Prüfung pleitegegangen? Oder hatte ihn die Finanzstrafe zumindest an den Rand des Ruins gebracht? War der Täter ein Kaufmann, ein Handwerker, ein Geschäftsmann aus der näheren Umgebung? Kalteis würde Unterstützung durch einen Steuerexperten benötigen, der sich mit all dem Aktenkram zu beschäftigen hatte.

Kalteis, ein alter Hase auf dem Gebiet der Mordermittlung, war mit allen Wassern gewaschen. Da er vor nicht allzu langer Zeit ein Seminar eines Polizeipsychologen besucht hatte, maß er der Nacktheit des Opfers allergrößte Bedeutung zu. Denn die Nacktheit, so wusste er, sollte als Symbol den Menschen im „Urzustand“ darstellen, also ohne jegliche hierarchische Unterscheidungsmerkmale durch die Kleidung. In der christlich-abendländischen Kunst wurden Adam und Eva immer nackt dargestellt, ebenso die Hexen. Während sich die Nacktheit bei Adam und Eva jedoch auf die Ur-Unschuld des Paradieszustandes bezog, wollte man bei den Hexen damit ihre Zügellosigkeit darstellen. Aber auch bei Initiationsriten der Naturvölker war die Nacktheit ein wesentliches Erfordernis im Kult des „Sichauslieferns“ an höhere Mächte und Kräfte, wobei der Mensch alle Bindungen und Knoten seiner Bedeckung löste und auch die sonst stets geschützten Genitalien unverhüllt ließ. Doch dass der Tote seine Nacktheit irgendwelchen obskuren Riten oder Einweihungen zu verdanken hatte, schloss Kalteis aus. Solcherlei Motive waren hier im ländlichen Raum nicht zu suchen und schon gar nicht zu finden. Versteckt im verstecktesten Winkel des Waldviertels lag die Kriminalitätsrate nahe an null und beschränkte sich auf Wirtshausraufereien, kleinere Diebstähle oder Verkehrsdelikte. Übergriffe von Rowdys oder Skinheads waren ebenfalls unbekannt und auch die ältesten Bewohner von Hochstätt konnten sich an keinen Mord erinnern. Also hieß es, Zwängen und Motiven nachzuforschen.

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