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Tags darauf fuhren Kalteis und Schönkirchner zu drei Schnapsbrennern, deren Namen auf den Etiketten standen. Keiner ließ ein gutes Haar an dem Toten. Sie bezeichneten ihn als unkorrekten Beamten, der ständig nur herumgenörgelt, dem dies und das nicht gepasst hatte und der erst abgezogen war, wenn man seine Taschen gefüllt hatte. Der sich hin und wieder erdreistet hatte, Frau und Tochter unsittliche Anträge zu machen. Rudolf Grubeck, ein Großbauer aus dem Nachbarort, bekannt für seine unverblümte Direktheit, traf mit seiner Aussage den Nagel auf den Kopf.

„Der Hieminger war der größte Falott in Gottes freier Wildbahn, der hat uns Bauern behandelt, als wären wir seine Leibeigenen. Man sollte dem Mörder direkt dankbar sein, dass er uns von dieser Last befreit hat!“

Kommissar Kalteis stand vor einem Rätsel. Selbst ihm, dem alten Hasen der Kripo, war so ein Fall noch nie untergekommen. Wohin er auch kam, mit wem er auch sprach, fand niemand ein gutes Wort über das Mordopfer. Auf dem Finanzamt blies man in dasselbe Horn. Seine Kollegen beschrieben Hieminger als mürrischen Einzelgänger, der jeglichen Umgang mit ihnen vermieden, weder an Betriebsausflügen noch an Jubiläumsfeiern oder Ähnlichem teilgenommen hatte. Er galt als Radfahrer, der nach unten trat und nach oben buckelte. Doch auch seine Vorgesetzten waren aus ihm nie schlau geworden. Der Leiter des Finanzamtes bezeichnete ihn als erfolgreichsten Fahnder des Landes, der dem Amt Jahr für Jahr eine stolze Summe an Finanzstrafen eingebracht hatte. Seine Trefferquote war österreichweit seit Jahren unerreicht, sodass er in den Statistiken seit Langem an erster Stelle rangierte. Dessen ungeachtet hatte man nicht viel Freude mit ihm gehabt. Er hatte als unnahbar, abweisend und extrem verschlossen gegolten. Seine Aufzeichnungen waren ohne Fehl und Tadel, roboterhaft, von seelenloser Korrektheit, auf das i-Tüpfelchen genau. Keiner der fünfzig Beamten und Vertragsbediensteten war jemals in seiner Wohnung gewesen, hatte jemals mit ihm ein Bier getrunken, war jemals länger als unbedingt notwendig mit ihm in ein Gespräch verwickelt gewesen. Freundschaft oder gar Vertrautheit innerhalb seiner Dienststelle war ihm fremd gewesen, nie hatte er irgendjemandem gestattet, auch nur den kleinsten Blick hinter seine Fassade zu werfen. Selbst jetzt, wo er tot war, ja sogar ein außerordentlich schändliches und unrühmliches Ende gefunden hatte, kam keinem der Kollegen ein Wort des Bedauerns über die Lippen. Man sprach von Hieminger wie von einem Schatten, der zwar allgegenwärtig, aber nicht greifbar war.

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