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Immerhin konnte er nun seinen Chef beruhigen. Der geniale Physiker und Gründer der ›TransX‹, Professor Volkmann, lebte in ständiger Angst vor Industriespionen, wahrscheinlich ein Erbe der DDR-Vergangenheit. Ullrich musste mit seinem Blut unterschreiben, bevor er seinen Mentor zur Betriebsfeier einladen durfte. Der alte Mann würde nicht erscheinen. Er hatte die Einladung wohl schon vergessen. Die Feier konnte ohne gefährliche ›Externe‹ stattfinden. Wehmütig dachte Ullrich an die Zeit an der Uni zurück, in der Alter und Verfall kein Thema waren. Alles schien damals möglich, als er noch überzeugt war, im guten Deutschland zu leben.

In Gedanken versunken trat er aus dem Eckhaus gegenüber der Marienkirche auf die Lange Straße. Gebrüll und der Gestank von Feuerwerkskörpern und Fackeln holte ihn augenblicklich in die Gegenwart zurück. Er stand unversehens mitten in der Meute, die johlend, ihre schwarz-roten Fahnen schwingend, vom Stadthafen über den Burgwall herauf dem Neuen Markt zuströmte. Immer lauter skandierten die meist jungen, kahlgeschorenen Männer Parolen wie: »Islamisten raus!«, »Deutschland den Deutschen!« und »Sieg Heil!«. Sein militärischer Bürstenschnitt und die Schnürstiefel, die er trug, um seinen kaputten Fuß zu schonen, legitimierten ihn als einen der Ihren. Ob er wollte oder nicht, schob und zerrte ihn die Meute der Nazis mit sich auf den Marktplatz, wo sein Auto stand. Sein Fuß stieß an die Bordsteinkante. Er stürzte beinahe, hielt sich jedoch im letzten Moment am Vordermann fest.

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