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Islam Bencherif stieg aus und überließ es wie üblich seinem Adjutanten, das Fahrzeug ins Versteck zu fahren und die Spuren zu beseitigen. Er nickte seinen Brüdern nur kurz zu und zog sich mit Sorgenfalten auf der Stirn in seine Höhle zurück. Die Unterredung mit dem Emir war nicht nach seinem Wunsch verlaufen, ganz und gar nicht. Mehr denn je war er überzeugt vom nahen Ende der Herrschaft des Weisen, wie die Anhänger den Emir ehrfürchtig nannten. Der alte Mann zeigte zu viele Schwächen. Unfähig, die immer zahlreicheren Splittergruppen der AQIM, der gefürchteten al-Qaida des Islamischen Maghreb, zusammenzuschweißen, ruhte er sich auf seinen Lorbeeren aus, sonnte sich in den Lobpreisungen der einfachen Kämpfer und lebte nur noch in der Vergangenheit. Es war Zeit für eine Erneuerung, drohte der Heilige Krieg doch buchstäblich im Sande zu verlaufen. Dafür hatten er und die Zehntausende ehemaliger Freiheitskämpfer des FLN und des GIA nicht die unzähligen Opfer gebracht. Dafür lebten sie nicht das harte Leben der Guerilla. Der Feind war näher denn je. Die algerische Armee bereitete ihm weniger Sorgen als die französischen Truppen und die Blauhelme im benachbarten Mali. Die verfluchten Franzosen hatten seine lukrativste Geldquelle praktisch zum Versiegen gebracht. Der ehemals florierende Schmuggel südamerikanischer Drogen durch den Maghreb in den Nahen Osten und nach Europa existierte praktisch nicht mehr. Sie brauchten neue, sichere Routen. Deshalb war die Unterstützung oder mindestens Toleranz und Zurückhaltung der Tuareg des ›Mouvement national pour la libération de l’Azawad (MNLA)‹ so wichtig, doch der Emir lehnte Verhandlungen mit den in seinen Augen säkularen Nationalisten rundweg ab.