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Dabei war es geblieben. Der Arzt hatte die klaffende Wunde genäht, Daniel eine Tetanusspritze verpasst und ihn und Julia mit einem Paket Antibiotika und Schmerzmitteln wieder nach Hause geschickt. Auf Julias Frage, ob Dr. Kowalski ihren Mann nicht gleich gegen eine mögliche Tollwutinfektion impfen wolle, hatte der Arzt mit einem unwirschen Grunzen abgewunken. Unwahrscheinlich, dass im Wald ein Tier mit Tollwut herumlaufe, hatte er gähnend gebrummt. Das Virus sei in diesem Land ausgerottet, soweit er wisse. Daniel solle das Bein in den nächsten Tagen nicht belasten und ab und zu den Verband wechseln. Dann wäre die Sache in ein oder zwei Wochen ausgestanden. Mit dem Ratschlag hatte der Arzt sie entlassen. Ihm war deutlich anzusehen gewesen, dass er so schnell wie möglich wieder ins Bett kommen wollte.
Am Ende hätte Daniel die Geschichte vermutlich auf sich beruhen lassen und eines Tages vergessen. Aber die Demütigung seines Schwiegervaters, dessen spöttische Bemerkungen und die ständigen Gängelungen hatten seinen Widerstand wachgerufen. So durfte es nicht weitergehen. Es wurde allmählich Zeit, dass er dem Alten die Stirn bot. Er musste herausfinden, was auf dem Weg vom Hochsitz zum Auto passiert war, was ihm dort aufgelauert hatte. Es war real gewesen, es war ein Tier gewesen – ein riesiges Raubtier –, und es hatte ihn angegriffen! Er war kein Muttersöhnchen, kein Feigling, der sich nachts im Wald die Hosen vollschiss und in Panik durchs Unterholz irrte. Dieses Vieh war ihm auf den Fersen gewesen! Das würde er beweisen! Seinem Schwiegervater, seiner Frau – vor allem aber sich selbst. Den Gedanken, heimlich einen anderen Arzt aufzusuchen, der ihm ein unabhängiges Urteil über die Wunde gab, hatte er verworfen. Er würde im besten Fall bestätigt bekommen, dass es sich um eine Bisswunde handelte. Aber um dem Alten das Maul zu stopfen, bedurfte es etwas mehr.