Читать книгу Januargier. Kriminalroman inspiriert von wahren Kriminalfällen онлайн
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Mertens grinste. „Ja, da hast du völlig recht, Klaus. Ich meine aber etwas anderes. Wir können davon ausgehen, dass sie nicht eine Zigarette gegessen oder einen Glimmstängel in Wasser aufgelöst und die Lösung getrunken hat. Beides wäre, wie du weißt, absolut tödlich.“
„Das wäre dann Suizid gewesen. Es könnte ihr natürlich auch jemand die Lösung gegen ihren Willen eingeflößt haben. Auch das ist möglich ...“, orakelte er. „Dann hätten wir aber Tabakreste oder braune Flüssigkeit in ihrem Magen finden müssen. Haben wir aber nicht.“
„Stimmt genau“, sagte Mertens und wischte sich mit dem Ärmel seines Kittels ein paar Schweißperlen von der Stirn. „Ihre letzte Mahlzeit bestand aus Pizza-Kräckern, Gouda-Würfeln und Rotwein. Mehr hatte sie nicht im Magen.“ Doktor Martin musterte die Tote. Er kam zu dem Schluss, dass Nadja Stern eine schöne Frau gewesen war. Ihr wachsbleiches Gesicht, ihre blau angelaufenen Lippen und ihre ausdruckslosen Augen konnten darüber nicht hinwegtäuschen. Martin wurde vom Rattern der Schermaschine aus seinen Gedanken gerissen. Mertens hob den Ringfinger. „Viertens ... Als sie gestern auf unserem Tisch lag, hatte sie keinen Schaum vor dem Mund. Auch als wir fest auf ihren Brustkorb gedrückt haben, ist keine wässrige Flüssigkeit aus Mund oder Nase gelaufen. Ergo: Eine Überwässerung der Lunge, also: Auch ein Ödem können wir ausschließen. Wir hätten das ja auch sofort bemerkt, als wir ihre Lungenflügel aufgeschnitten und untersucht haben. Wir haben nichts Auffälliges gesehen – wenn man einmal von dem Zigaretten-Teer absieht, den sie sich im Laufe der Zeit im wahrsten Sinne des Wortes reingezogen hat. Fünftens: Sie hat keine hellroten Totenflecke. Und nach Bittermandel riecht die Leiche auch nicht. Ergo: Kein Zyanid, kein Kohlendioxid, keine Anzeichen für einen Kältetod. Was haben wir noch?“