Читать книгу Kaltfront. Psychothriller онлайн
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Fuck! Fuck! Fuck!
Etwas war vollkommen klar: Das war keine spontane, unüberlegte Aktion gewesen, nur so aus irgendeinem plötzlichen Frust heraus. Nein, Roswitha musste das schon lange gut vorbereitet und organisiert haben, anders hätte sie es nicht geschafft, innerhalb weniger Stunden ihr ganzes Zeug zusammenzupacken und damit zu verschwinden. Irgendwer musste ihr dabei geholfen haben, egal, ob es nun der Taxifahrer war oder eine gute Freundin oder ein Freund, von denen ich keine Ahnung hatte. So, wie ich offensichtlich überhaupt nur wenig Ahnung hatte von allem, was Roswitha betraf. Keine Ahnung, wo genau in Südtirol ihre Familie lebte. Keine Ahnung, ob diese Familie vielleicht auch nur erlogen war. Keine Ahnung, wo sich Roswitha aufhalten, keine Ahnung, wen ich nach ihr fragen, keine Ahnung, wo ich nach ihr suchen könnte.
Und keine Ahnung, wie ich das alles jetzt Thomas beibringen sollte.
Es war wie vor vier Jahren. Nur dass jetzt die schlechte Nachricht nicht von zwei Polizeibeamten überbracht wurde, sondern bloß auf einem kleinen Notizzettel stand, einem schäbigen Stück Papier, das ich rasch zusammenknüllte und in meine Hosentasche steckte, als ich Thomas nachhause kommen hörte. Und dass Thomas jetzt siebzehn war, ein Siebzehnjähriger, der so aussah, als würde er im Körper eines Elfjährigen stecken. Aber er war eben kein Kind mehr und auch nicht dumm. Er bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte, lief durch die Wohnung, sah, dass Roswithas Sachen nicht mehr da waren – und dann reagierte er wie damals: Er blickte mich mit versteinertem Gesicht an, nickte ein paar Mal schweigend, verschwand in sein Zimmer und drehte die Stereoanlage bis zum Anschlag auf.