Читать книгу Fallsucht. Der andere Berlinkrimi онлайн
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Was bleibt dem Etagenadel außer Haltung.
Hanna war als Spätgeborene von gleich zwölf Mutterbrüsten umgeben, wurde geherzt, gefüttert und an die Hand genommen. Nur Grete, Lehrerin und beste Freundin der Mutter, die, wenn aufgeschlagene Knie zu versorgen, Lehrer zu befrieden, Taschentücher zu reichen und Schwangerschaftstests zu überstehen waren, die vielbeschäftigte Professorin vertrat, verschaffte dem Nesthäkchen ab und an Luft.
Aber Hanna schien es selten zu viel zu werden. Sie vertrug kübelweise Liebe und verströmte noch mehr. Im dicken Windelpopo saß sie bei heimischen Kammerkonzerten auf dem Schoß der Klavier spielenden Mutter, streckte die dicken Finger nach der Querflöte der Schwester aus, jauchzte der Viola entgegen und legte mit selig geöffnetem Mund ihre kleine Patschhand auf das Cello der Ältesten.
Endlich auf zwei Beinen, sauste sie durch die Wohnung, stiebitzte Kleidung und Lippenstifte ihrer Schwestern, steckte Finger in Schüsseln und Töpfe, besprühte ernst und konzentriert tropische Rankpflanzen und Rauhfasertapete, verschenkte reihum Steinchen, Kekse, Kartoffeln und Zärtlichkeiten.