Читать книгу Der Ring der Niedersachsen. Dunkle Geschichten aus zwei Jahrtausenden онлайн
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Tiberius blieb ruhig sitzen. »Mäßige dich! Oder soll das ganze Lager mithören? Nein, Publius, ohne Legionen wird der politische Wechsel geschehen. Der Widerstand formiert sich in Augustus’ eigenem Haus.«
Nur ein Familienzwist, versuchte ich mich zu beruhigen. Und in der Erfüllung seiner Aufgaben war Tiberius hervorragend. Kein Verräter also. »Du lehnst dich gegen den Stiefvater auf. Hast du ihm nicht verziehen, dass er damals das Herz deiner Mutter gewann, die seinetwegen deinen Vater verließ? Das ist kindisch, Tiberius, und das weißt du.«
Er antwortete mit einem Blick, den ich noch jetzt spüre. Tief, auf mich und doch nach innen gerichtet, wie der Blick einer Götterstatue. »Du weißt nichts«, sagte er langsam, »nichts, nun, woher auch, Marcella merkte nichts davon.«
»Lass Marcella aus dem Spiel!« Vipsania Marcella, Großnichte des Princeps, meine Frau. Schwester der Gattin des Tiberius, und wo diese schön und klug und anschmiegsam war, erging sich Marcella in Missgunst und Spott, ein Biest. Sie empfand sich als hoch über mir stehend, die Heirat mit mir als Katastrophe. Mir gab sie die Schuld, nicht dem Princeps, der dies angeordnet. »Was sollte ich wissen?«, zwang ich meine Aufmerksamkeit zu Tiberius zurück.