Читать книгу Der Ring der Niedersachsen. Dunkle Geschichten aus zwei Jahrtausenden онлайн
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Ich sprang zu ihr, Venus sei Dank, sie atmete. Ich hob sie auf, den leichten, zierlichen Körper, und trug sie in ihr Gemach, in dem sie mir zuvor noch Worte der Liebe ins Ohr geraunt hatte, bettete sie auf die Liegestatt, zerwühlt von unseren Körpern, und rief einen Sklaven, Hilfe zu holen. Kurz darauf betrat ein Priester den Raum. Er hob Phyllis’ Augenlid, fühlte den Puls, nickte und schickte mich fort. Ihr Zustand sei nicht beunruhigend.
Am Tage darauf kam ich nach einer Zeremonie zurück in meine Privatgemächer, müde, abgespannt, besorgt wegen Phyllis. Die Zeremonie hatte mich nicht mit Freude erfüllt, in einem Tempel des Divi Filius, wie Augustus sich nannte, waren von den Einheimischen Opfer dargebracht worden. Tempel und Opfer für einen lebenden Mann, den sie als Gott verehrten! Der nichts dagegen unternahm. Unglaublich!
Eine Sklavin kam mir entgegen, ich hätte einen Gast, sagte sie, im Empfangsraum würde ich erwartet. Dort saß Phyllis, Marcella ihr gegenüber, auf dem Tisch stand Wein. Die Frauen schwiegen. »Dein Besuch«, sagte Marcella und erhob sich, stellte die Weinkaraffe auf das Tablett, die Becher dazu, winkte der Sklavin, es hinauszutragen. In ihren Augen stand Triumph. Warum Triumph?