Читать книгу Der Ring der Niedersachsen. Dunkle Geschichten aus zwei Jahrtausenden онлайн
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Marcellas Trauerzug in Antiochia zog am Tempel des Divi Filius vorbei, wieder wurden Augustus Opfer gebracht, laut von den Klageweibern der Tod seiner Großnichte beweint. Eine Farce!
Gedanken, die ich sonst nie gedacht, stahlen sich in meinen Kopf, Dinge, die Tiberius einst gesagt, die ich immer abgelehnt hatte. Augustus als Gott verehrt, war das richtig? Seine Macht über Menschen so absolut, dass sie, um nicht in Ungnade zu fallen, zu Mord und Selbstmord Zuflucht nahmen? Sein Wort als das einzig gültige, der Senat nur ein Zugeständnis an alte Zeiten? Ein einziger Mann an der Spitze anstelle eines Gremiums, geführt von zwei Konsuln, die sich gegenseitig im Zaume hielten? Gerne hätte ich mit Tiberius darüber gesprochen, doch der war in ein freiwilliges Exil gegangen, nach Rhodos, und beschäftigte sich mit Philosophie. Wirklich freiwillig? Meine Frage danach hatte er nicht beantwortet, das war Antwort genug. So hielten wir die Briefe, die wir uns schrieben, unverfänglich, wie geht es dir, was machst du, politische Gedanken zu äußern, vermieden wir.