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Meine neue Gattin Claudia Pulchra war eine nicht mehr ganz junge, aber ihrem Namen Ehre machende Dame, sie war wirklich schön anzusehen. Dunkle Augen, dunkle Haare, dunkle Wimpern, fast gemahnte sie mich an Phyllis, doch nein, ich schob diesen Gedanken von mir. Pulchra war selbstbewusst, gut gebildet, und, im Gegensatz zu Marcella, nicht unglücklich, an meiner Seite zu stehen. Repräsentationspflichten erledigte sie hervorragend, war eine ausgezeichnete Gastgeberin, verstand sich auf Konversation. Eine perfekte Ehegattin, könnte man meinen. Gleich zu Beginn unserer Ehe hatte sie mir klargemacht, dass sie nicht beabsichtigte, ihre gewohnten Lebensweisen aufzugeben, das hieß, ihre Freundinnen, mit denen sie in die Thermen und ins Theater ging, und ihre Liebhaber. Ich hatte nichts dagegen, solange sie es geheim hielt und Augustus nicht auf uns aufmerksam wurde.

Tiberius kam zurück von Rhodos, gerufen von Augustus, der ihn brauchte, und ich freute mich auf die Gespräche mit ihm. Doch Tiberius war verändert, verbittert, verhärmt, sprach wenig. Ich verabredete mich mit ihm und Ovidius Naso, einem der wenigen übriggebliebenen kritischen Geister, einem Dichter, der sich seines Ruhmes wegen sicher fühlte. Relativ sicher. Denn er schlug vor, sich in einer Taverne in der Subura2 zu treffen, man könne nie wissen, sagte er, welcher der Sklaven zu Hause sich besonderer Zuwendungen erfreute. Von verschiedenen Seiten müssten wir kommen, allein, nicht ungefährlich in einem so düsteren Viertel. Ob er nicht übertreibe, fragte ich ihn, doch er schüttelte den Kopf. Nein, er übertreibe nicht. Es könne uns das Leben kosten, allein in die Subura zu gehen, meinte ich, man wisse doch, dass Überfälle an der Tagesordnung seien. Ob ich Angst hätte? Ja, sagte ich. Nun, ich müsste noch mehr Angst haben, wenn nicht bald etwas geschehe.

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