Читать книгу Der Ring der Niedersachsen. Dunkle Geschichten aus zwei Jahrtausenden онлайн
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Es war ein Ring. Ein ausnehmend schönes Stück, ein Kleinod. Schlichte Eleganz im goldenen Reif, gekrönt von einem Cameo, so fein aus dem Stein geschnitten, dass man meinte, jeden Gesichtszug der abgebildeten Götter erkennen zu können. Er zeigte die ägyptische Isis mit ihrem Kind auf dem Schoß, dem Horusknaben. Zu ihrer Seite stand Osiris, der Vater, Gott der Unterwelt.
Es ging ein seltsamer Zauber von dem Schmuckstück aus, wie benommen nahm ich den Ring aus dem Kästchen, steckte ihn auf meinen kleinen Finger. Er passte wie für michgemacht. Er saß, als sollte ich ihn nie wieder abnehmen.
Augustus sah mich lächelnd an. »Ich habe ihn aus dem Thronschatz der Kleopatra. Er soll seinen Träger den Göttern näherbringen, sagte mir ein Priester in Ägypten. Ich selbst habe ihn nie angesteckt, er ist zu klein, zudem widerstrebte mir damals, etwas am Finger zu haben, das Kleopatras Haut berührt hatte.«
»Es ist ein königliches Geschenk, Princeps, warum …?«
»Er soll dich in der kalten Provinz begleiten, mein lieber Quinctilius, und du sollst den Einheimischen Roms Macht zeigen. Ich habe viel in die Provinz investiert, habe eine Civitas nach der anderen bauen lassen, Siedlungen, die zu Städten wachsen, mit Bauten, in welchen goldene Letter von unserer Kultur künden. Da darf der Statthalter nicht nachstehen. Zeige den Barbaren, wie römische Lebensart aussieht, bringe ihnen die römische Kultur, das Rechtssystem näher. Es ist keine leichte Aufgabe, aber ich bin sicher, ich habe den richtigen Mann dafür ausgewählt.«