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„Ich vermisse die Stille beim Gebet, die ich hier in dieser Kapelle finde. Ich fühle mich an diesem Ort Gott viel näher. Um dieses Gefühl wieder zu vertiefen bin ich gekommen“, erklärte sie.

„Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?“ Die Mutter Oberin sah sie scharf von der Seite an.

Christin zögerte etwas. Doch dann antwortete sie mit fester Überzeugung: „Nein, sonst gibt es nichts, Mutter.“

„Gut, dann lasse ich Sie jetzt allein.“ Mit diesen Worten erhob sich die Oberin und verließ die Kapelle.

Irgendetwas schwelt im Untergrund, sagte sie sich. Ich habe ein sehr ausgeprägtes Gefühl für solche Sachen. Es wäre wohl nicht das erste Mal, dass sich eine Ordensschwester verliebt hätte. Und sei es sogar in den eigenen Patienten. Dass es hier ein strenges Verbot gab, wussten alle, aber danach fragt die Liebe eben nicht. Sie kommt und geht, wie es ihr beliebt.

In diesen dreieinhalb Monaten lief in der Kinderklinik alles seinen gewohnten Gang. Außer Melissas Überstunden. Die störten natürlich die Mutter Oberin. So kam es, dass sie eines Abends, Anfang Mai, plötzlich bei der Stationsschwester auftauchte.

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