Читать книгу Allmächd, scho widder a Mord!. Zwölf Kriminalgeschichten aus Ober-, Mittel- und Unterfranken онлайн
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„Wir haben kein Wasser unter den Füßen“, raunzte er Minggang an und setzte gleich drohend hinzu: „Wenn du die Polizei einschaltest, bist du ein toter Mann.“ Dann holte er demonstrativ ein Stilett aus seiner Jackentasche und begann damit seine schmutzigen Fingernägel zu reinigen.
Zhou konnte sich im Nachhinein selbst nicht erklären, warum er plötzlich vollkommen ausrastete. Blitzschnell schlug er dem Tätowierten das Messer aus der Hand, welches auf den Boden kullerte. Der war gar nicht auf den überraschenden Angriff vorbereitet. Dem anderen klatschte Minggang die Schüssel mit dem heißen Reis mitten ins Gesicht. Geschwind hob er das am Boden liegende Messer auf, bedrohte damit nun seinerseits die beiden Gangster und schmiss sie unter wüsten Beschimpfungen aus seinem Lokal. „Wenn ihr euch hier nochmals blicken lasst, rufe ich die Polizei“, rief er ihnen wütend nach.
Das war gestern. Heute, als er sein Restaurant aufsperrte, lag ein blutiger, ausgerissener Hühnerkopf vor der Eingangstür. Kein gutes Zeichen. Eine eindeutige Warnung. Die würden wieder kommen. Ganz bestimmt. Und er würde zahlen. Zhou sah auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht. Es war schon spät. Zeit, das Restaurant zu schließen und Feierabend zu machen. Immer war er der Letzte. Seine Angestellten waren längst gegangen. Er hatte noch einen langen Nachhauseweg vor sich, aber mit dem Fahrrad würde er um diese Zeit die Strecke in fünfzehn Minuten schaffen. Er kannte die Route wie im Schlaf. Er sperrte das Lokal ab, trat hinaus in die Dunkelheit und packte sein Fahrrad. Es nieselte leicht, doch das störte Minggang nicht. Seine Fahrradbeleuchtung warf schummriges Licht auf den feuchten Radweg. Ruhig trat er in die Pedale und bog nach einer Weile links in die Sophienstraße ab. Im Siemens-Parkhaus standen noch ein paar vereinzelte Pkws herum. Als er zum Roten Platz einbiegen wollte, glitzerten hunderte von kleinen Glasscherben im Schein seiner Fahrradlampe. Zhou trat in die Bremse und stieg von seinem Fahrrad ab. Mit Leichtigkeit hob er seinen Drahtesel über das Hindernis hinweg. Gerade als er wieder aufsteigen wollte, traf ihn von hinten ein harten Schlag in den Nacken. Benommen stürzte er zu Boden. Vier Hände packten ihn fest an beiden Oberarmen und zerrten ihn in den dunklen Schatten des hohen Siemens-Bürogebäudes.