Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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Wank eilte ebenfalls von dannen. Für die Bearbeitung der Papiere zu Karl May blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
Das Pflaster der Blumengasse lag zu Thomas Kutschers Füßen. Nicht einmal 24 Stunden hatte es gedauert, und der Schneematsch war vollständig verschwunden. Der Blutfleck am Fundort der Leiche hatte zwar deutlich an Kontur verloren, zeichnete sich aber immer noch auf den Steinen ab.
Kutscher blickte über die Fassade des Hauses vor ihm. Die Druckerei des Verlags Rollnik leuchtete rot. Der Klinkerbau mochte fünf bis sechs Jahre alt sein, höchstens zehn. Eigentlich sollte das Dach nach so kurzer Zeit noch intakt sein, und es dürften sich keine Ziegel lösen, überlegte er. Andererseits gingen Dinge manchmal vor ihrer Zeit kaputt. Doch das ließe sich leicht überprüfen. Er musste nur auf das Dach der Fabrik gelangen. Dort würde sich zeigen, ob ein Ziegel fehlte oder nicht.
Das Druckereigebäude zog sich über etwa zwanzig Meter an der Blumengasse entlang. Kutscher schlenderte über das Trottoir und blickte immer wieder an der Hauswand empor. Der Bau mochte so hoch sein wie ein zweigeschossiges Wohnhaus. Es drangen kaum Geräusche von den Maschinen nach draußen. Allenfalls leises Zischen und Klackern ließen ahnen, dass im Innern gearbeitet wurde. Vom Schornstein stieg eine graue Rauchwolke auf. Zart entschwand sie in den heiteren Winterhimmel, wie der Rauch aus einer zu groß geratenen Tabakpfeife. Nichts wirkte bedrohlich. Und doch beschlich Kutscher ein seltsames Gefühl. Wenn ein Ziegel vom Dach gefallen war, konnte sich dann nicht auch ein weiterer lösen? Vielleicht genau zu dem Zeitpunkt, an dem er über den Fußweg lief? Zwar erschien ihm das unwahrscheinlich, dennoch beschleunigte er seine Schritte.