Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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»Vielen Dank, Herr Kutscher.« Fräulein Seidel reichte ihm das Taschentuch zurück und verabschiedete sich.
»Das ist er«, flüsterte Edgar Wank und wies mit seinem Notizbuch in der Hand Richtung Tür.
Sein Freund Thomas Kutscher saß neben ihm im großen Saal des Reichsgerichts und murmelte: »Tatsächlich, der Schriftsteller Karl May.«
Ein Raunen ging durch die Reihen, als May den Gang entlangschritt. Er trug einen hochgeschlossenen schwarzen Anzug, im Kragen steckte ein sorgfältig gefaltetes Tuch. Den Hut hielt er in der Hand. Über seiner hohen Stirn fiel das Haar in grauen Strähnen bis über die Ohren. Obwohl er gebeugt ging, strahlte er eine enorme Autorität aus. Das lag aber vielleicht nur daran, dass ihm in gemessenem Abstand ein Anwalt in schwarzer Robe und weitere Gäste folgten.
Der Schriftsteller schaute sich im Saal um. Für einen Moment blickte er Wank an. Trotz der tiefen Tränensäcke sahen Mays Augen wie die eines viel jüngeren Mannes aus. Wank nickte dem Schriftsteller zu, und auch May bewegte den Kopf ein kleines bisschen. Dann ließ er seinen Blick wieder schweifen.