Читать книгу Tödliche Zeilen. Historischer Leipzig-Krimi онлайн
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Eine Hofeinfahrt trennte die Druckerei vom Verlagsgebäude. Neben der schmucklosen Werkhalle wirkte das Verlagshaus wie eine fürstliche Residenz: Freitreppe vor der tiefbraunen Flügeltür mit Klopfringen, Stuck an den Fenstersimsen, eine Engelsstatue mit einem Buch in der Hand an der Traufe der Dachrinne. Das Haus strahlte Noblesse aus – hier wurde gedacht, die niederen Arbeiten erfolgten im schlichten Nebengebäude.
Kutscher blickte in den Hof. Aus einer Mülltonne quoll Papier, unter einem Holzverschlag ruhte ein Kohlenhaufen. Kein Mensch war zu sehen. Kutscher schlich durch die Einfahrt und nahm die Rückseite des Druckereigebäudes in Augenschein. An der Rückwand der Halle führte eine eiserne Feuerleiter an einem Fenster vorbei nach oben. Von dort würde er auf das Dach gelangen, ohne die Werkhalle betreten zu müssen. Sollte er es wagen?
Um diese Uhrzeit arbeiteten sicher Dutzende Arbeiter in der Halle. Und im Verlagshaus weilten Lektoren und Buchhalter zuhauf, vermutlich auch Rollnik selbst. Wie sollte er seine Neugier erklären, wenn er zur Rede gestellt wurde? Bevor er das Für und Wider abwägen konnte, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.